Sonntag, 19. September 2010

14. Etappe (Phoenix aus der Asche, fast) Malmsheim - Horb 60km

Das, was mir und uns Thomas da geschickt hat gestern abend triftt die Sache so dermaßen wie die Faust das Auge oder der Nagel den Kopf, dass ich es hier noch mal einblenden möchte:

Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
(Eduard Mörike)


Wie gesagt, 100% (Überein)Stimmung, mir ging trivialeres wie "... und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar ... " durch die Birne.
Über etliche Kilometer eine offenes, straßenloses Wiesental, wir auf einem Wirtschaftsweg immer leicht erhöht am Waldrand lang, aus der völligen Dunkelheit bis zu den ersten Sonnenstrahlen. Gut, dass es solche Stunden gibt. Es ist ein riesiger Vorteil, dass wir jetzt Ingo's Wahlheimat durchqueren und er dort halt, wie das so ist, jeden Weg, der laufbar ist, kennt. Die Begleitfahrzeuge hatten ihre Schwierigkeiten, uns überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Und das gerade an Sanna's großem Interview-Tag mit Frank Fleuchaus. Aber sie haben es trotzdem hingekriegt.
Meine Beschwerden der Vortage waren schnell vergessen durch diese Ablenkung, auch hinter Herrenberg durchquerten wir eine herbstliche Traumlandschaft mit Streuobstwiesen, Äckern, Waldstückchen und immer wieder viel Fernsicht bei wolkenlosem Himmel und Windstille. Es dauerte Stunden, bis die Temperaturen von den morgendlichen 3° (mit Bodenfrost) soweit gestiegen waren, dass man nach und nach die verschiedenen Kleidungsschichten ablegen konnte. Am Ende ging's dann ganz sommerlich in kurz/kurz dem Ziel entgegen.

Auch wenn also die Rahmenbedingungen stimmten, musste ich doch immer wieder mit meinem Freund, dem inneren Schweinehund kämpfen, der mir hartnäckig in Erinnerung rief, dass dieses Laufen nunmehr "sinnlos" sei und die Fußgelenke zwar wieder in die Schuhe passten, aber die Power in den Beinen irgendiw komplett weg war. Ich nahm es gelassen, lief locker bis 45km, wanderte danach fast nur noch, was heute aber wie gesagt keine Strafe war.

Jetzt, nach 3 Stunden im Ziel bin ich so "hart" geworden, dass ich für morgen schon mal wieder abgeblasen habe, ohne dass mich das jetzt noch besonders bedrückt. Auch das Auto-Gejuckel durch die Landschaft bei diesem Wetter hat ihre nicht zu verhehlenden Reize.

Und vielleicht findet sich ja auch noch mal ein richtig nettes Backstübchen...

Gut's Nächtle, jetzt geht's hier los in die Pizzeria!
aschu

4 Kommentare:

  1. letzter Satz aus der Gefangenenzeitung der JVA Rosdorf (lauter tolle Gefangene!!):

    "Alles wird am Ende gut. Ist es das nicht, so ist es auch nicht das Ende."

    Ach, es ist ja so einfach glücklich zu sein!
    Der 1. Schritt ist der wichtige, der Rest nur noch lala ...

    mit Freude deinen Blog gelesen (wie eigentlich immer)

    HK

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  2. Hallo Aschu,
    es freut mich sehr, dass du heute wieder einen so schönen Laufeinstieg hast; und das Herbstgedicht kann man sich so bildlich vorstellen und dich laufend dabei. Schön!!
    Genieß die Pizza, liebe Grüße an Sanna, wir sind stolz auf euch!!!
    Sybille

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  3. Schön hast Du das beschrieben!Wieso trivial?
    Das hättest Du nicht erlebt, wenn Du nach Hause gefahren wärst. Kalt ist es da zwar auch, aber nicht nur morgens.
    Ich freue mich, dass Du Dich überwunden hast; weiter so!Genießt die letzten Tage.
    Wo kann man Sanna's Interviews denn sehen/lesen? Der kleine Artikel auf der Blogseite von Keimling ist ja auch schon wieder weg. :-(
    Mir graut schon vor dem Ende des DL, was ja zwangsläufig auch das Ende dieses Blogs sein wird. Ok, ich könnte mich mal wieder auf meine Arbeit konzentrieren und nicht alle Nase lang im Internet nach Neuigkeiten suchen und schauen, ob Du schon geschrieben hast. Könntest Du nicht an Berlin-Horb; Berlin-Rom; und was weis ich was für Läufen teilnehmen und berichten? Du musst ja nicht jeden Tag laufen. Wie man sieht, machen Deine Berichte ja auch Spass, wenn Du mit dem Auto nebenher fährst.;-)
    Viele Grüße
    Conny

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  4. hi aschu,

    freue mich tierisch, dass dir der süden von deutschland
    meine heimat so gut gefällt. sind wirklich tolle tage.
    ich drücke immer noch die daumen, dass ihr 2 zusammen
    in lörrach ins ziel kommt,
    vielleicht bleibt ihr einfach da ein paar tage ?

    vielleicht kommst du ja mit auf die rohvolution...

    frank

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